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Nomadic Mike Blog

Port Barton - Endlich blaues Meer und schöne Strände

10:30 klopft es an meiner Tür. Sir, Shuttle to Port Barton. Wow, ich bin grad noch am packen. 11 Uhr war vereinbart, ich hätte nicht gedacht, dass hier mal was vor der Zeit passiert. Los geht es Richtung schöne Strände. Keine Sicherheitsgurte, waghalsige Überholmanöver inklusive - so wie das hier eben. 3h dauert die Fahrt. Port Barton ist ein gechillter und ruhiger Ort, es gefällt mir hier. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe spaziere ich durch den Ort, esse was und laufe barfuß den Strand entlang. Das Wetter ist durchwachsen aber die Sonne lässt sich immer wieder blicken. Zumindest kein Regen, das tut gut. Und endlich bekomme ich etwas Vitamin D-Booster ab. Ich setze mich in eine Reggaebar, Livemusik, Wellengeräusche, Palmen, Fischerboote vor mir. So hatte ich mir meine Ankunft vorgestellt. Es kommt oft anders als man plant. Aber der Erlebnisfaktor war die letzten Tage nicht zu klein. Ein wirklich verträumtes Nest dieser Ort. Nicht zu klein, nicht zu groß. Schöne Stränge. Überall kleine Restaurants, Bars mit Livemusik am Strand, alle sind gut drauf. Genau das Richtige um abzuschalten und endlich anzukommen. Ich bleibe 4 Nächte hier. Mein Zimmer ist nicht der Hit aber ok. Das Wasser fällt immer wieder aus aber es gibt den klassischen Eimer mit Schöpfkelle, so kann man sich mit Wasser übergießen und das reicht um den Schweiß von der Haut zu waschen. Als ich ankomme spaziere ich durch den Ort und über den Strand. Endlich regnet es mal nicht, sehr angenehm. Ich liege die Tage immer wieder am Strand um etwas Farbe zu bekommen. Wird auch langsam Zeit. Abends lerne ich ein paar Engländer in der Reagaebar am Strand kennen. Das ist hier die coolste Bar mit Livemusik. Ich komme richtig runter, komme an. So soll es sein. Am nächsten Tag unternehme ich einen Ausflug zu den Pamuayan Wasserfällen. Viele nehmen sich einen Roller, ich spaziere hin. Das tut meinem Rücken gut. Auf dem Weg dorthin komme ich mit Camil ins Gespräch. Die Trekkingsandalen und Nylonhosen verraten die Reisenden unter den Einheimischen und man ist immer an den Geschichten der anderen interessiert. Camil ist 22, und kommt aus Israel. Sie lebt in einer Kibuzsiedlung in der Nähe von Tel Aviv. Sie hat gerade ihren 3-jähren Militärdienst beendet und im aktuell herrschenden Kriegt dort gekämpft. Ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen sie auszufragen über die dortige Situation. In unseren Nachrichten zu Hause hat man immer gleiche Schallplatte. Jetzt habe ich die Gelegenheit zu erfahren, wie das da wirklich ist. Ich befrage sie, wie das für sie ist, wie sie das alles erlebt. Schwer sich das vorzustellen. Ich habe in meinem Jahr bei der Bundeswehr auf Pappmännchen geschossen. Für uns war das damals ein Erlebnis, in ihrer Welt der Tod. Handgranaten werfen, Panzerfaust schießen, alles eine Gaudi für uns. Als Pioniere mussten wir lernen wie man Brücken sprengt, Minen und Sprengfallen entschärft, hat man einen Fehler gemacht hat es Beep gemacht und man hat einen Anschiss vom Ausbilder kassiert. In Camils Welt macht es Boom und man ist nicht mehr da. Sie habe viele Freunde und auch Familie im Krieg verloren. Durch Kugeln, Granaten, Raketen. Jetzt macht sie eine Auszeit für ein paar Monate und will dann zurückkehren und Wirtschaft studieren. Ich frage sie wie man damit umgeht, sowas überhaupt verarbeiten kann? Gewöhnt man sich an so etwas? Sie meinte, irgendwann wird es Alltag, man gewöhnt sich an so Vieles. Sie wird einmal einen sehr beeindruckenden Lebenslauf haben. Bei uns würde sie komisch angesehen werden als Veteranin. Ein Kurs von Forum Institut in "überzeugend Kommunizieren" schindet mehr Eindruck. In ihrem Land werden ihr damit Türen und Tore geöffnet. Sie erhält kein Zertifikat für das was sie erlebt hat, dafür Respekt. Dazu eine Lebenserfahrung, die zwar nicht erwünscht aber mit wohl nichts zu vergleichen ist. Wiedermal stelle ich fest in welch unterschiedlichen Welten man lebt. Auch wenn man es weiß ist es intensiver das zu erfahren bzw. von jemandem erzählt zu bekommen, der das am eigenen Leib erlebt hat. Der Weg durch den Urwald begeistert mich. Ich liebe den Regenwald. Die Superexplosion des Lebens. Überall Papageien, Affen, gelegentlich Menschen. Wir wandern durchs Unterholz verlaufen uns, OpenStreetMap führt uns wieder auf den rechten Weg. Nach ca einer Stunde erreichen wir den Wasserfall. Absolut beeindruckend. Einige Leute sind hier. Die Fälle ergießen sich in einen See, in dem alle relaxen. Dann beginnt es zu regnen. Ich schwimme im See und genieße den Moment. Nach ca. 2h trete ich total entspannt den Rückweg nach Port Barton an. Klitschnass laufe ich heim aber das ist egal. Bei 98% Luftfeuchtigkeit ist man immer nass weil man schwitzt wie ein Schwein, da tut etwas Regen zur Abwechlung gut. Die Regenklamotten hab ich gleich zu Hause gelassen. Eine Goretexjacke in diesem Klima ist die Hölle auf Erden also wird nur der Rucksack geschützt und wenn man selbst angeregnet wird ist das egal. Am nächsten Tag gönne ich mir zum Frühstück einen BananaPancake und einen dieser schlechten Auflösekaffees. Guter Kaffee ist kulinarisch wohl das einzige was mir grad fehlt. Aber damit kann ich gut leben, ich reise nicht des Kaffees wegen. Heute steht ein Bootstrip auf dem Tagesplan. Gegen 9 stoße ich zu einer Gruppe Italiener und wir besteigen das Boot. Ein schweizer Pärchen ist noch dabei und los gehts. Alle verstehen sich sofort gut und die Stimmung ist perfekt. Nachdem der Captain beginnt auf seiner Bluetoothbox Modern Talking zu spielen outen sich 2 DJs in der Gruppe und übernehmen die musikalische Führung während der Captain das Boot zur ersten Insel steuert. Jetzt komme ich richtig an. Ein atemberaubendes Archipel ersteckt sich vor uns. Das Wasser so klar wie ich es noch nie erlebt habe und ich bin nicht zum ersten Mal am Meer. Wir tauchen, schwimmen, schnorcheln. Hier ein Trumpetfisch, da eine Schildkröte, überall Korallen. Während es uns vor Begeisterung die Augen rausdrückt fängt die Bootsbesatzung an das Mittagessen zu kochen. Wir fahren noch 2 andere Inseln vor dem Mittagessen an. Alle einsam und verlassen. Ich denke mir das wäre auch ein schöner Plan fürs Sabbatical hier mal Robison Crusoe zu spielen und sich für ein paar Monate aussetzen lassen. Bei den Fahrten zwischen den Inseln stelle ich mich einfach auf einen der Ausleger des Bootes und genieße den Ausblick. Ein kurzer Blickkontakt zum Captain klärt, dass das für ihn ok ist. Sicherheitseinweisung gibts hier nicht. Wer runter fällt ist selber Schuld. Da kann man den Reiseveranstalter nicht verklagen. Man muss eben auf sich selbst achten, gefällt mir... Während den Bootsfahrten zwischen den Inseln wird eine einfache Handangel ausgeworfen und hinter dem Boot hergeschleppt. Ein Fisch nach dem anderen wird gefangen somit ist schon mal ein Teil des Lunches gesichert. Gegen 12 steuern wir die nächste verlassene Insel an, aus dem Gebüsch holt die Besatzung plötzlich Tisch und Stühle, fast als wäre das so geplant gewesen. 30min später steht ein mega Menü auf dem Tisch: frischer Fisch, Reis, Gemüse, Salza. Als Nachspeise Mango, Ananas und die kleinen leckeren Fingerbananen wie ich sie aus Südamerika kenne. Ein kurzer Handwaschgang ohne Spüli macht das Geschirr wieder klar für die nächste Tour. So macht man das eben hier. Der Rest des Tages ist von einer sehr angenehmen Monotonie geprägt. Monotonie kann auch mal schön sein. Immer wieder fahren wir neue Schnorchelspots an und lassen uns auf Sandbänken mitten im Meer die Sonne auf den Bauch scheinen. Gegen 17 Uhr geht diese tolle Tour zu Ende und die Gesellschaft fürs Dinner ist auch schon gesichert. Ich verabrede mich mit den Italienern zum Abendessen und wir lassen den Abend in der Reagaebar am Strand mit guter Musik ausklingen. Port Barton ist wirklich ein sehr schöner Ort.

El Nido - Meine erste Begegnung mit einem Ladyboy

Am nächsten Tag ist früh Austehen angesagt, um 8 Uhr hab ich einen Transport nach El Nido gebucht. Ich steh um 6 Uhr auf und beginne den Tag mit einem Banana Pancake (ich steh da total drauf) und einem billigen Auflöskaffee. Die Dame, die ihn mir bringt verschüttet die Hälfte bis er an meinem Tisch landet, ich frage aber nicht nach Discount da ich meine Reise bei keinem Veranstalter gebucht habe, der dafür haftet. Gegen 07:30 spaziere ich mit Sack und Pack zum Busterminal. Der Transportwagen steht bereits bereit. Ein Minivan, der für 9 Leute ausgelegt ist. Da man hier versucht möglichst CO2-neutral zu reisen und Vieles unter einen Hut zu bekommen fahren wir zu 14t in der Sardinenbüchse. Für die Durchgänge zu den hinteren Sitzen und dem freien Platz an der Schiebetür wurden zusätzliche Sitze aus Holz gebastelt damit man auch wirklich jede Ritze nutzen kann. Sitzgurte sind rausgeschnitten, wahrscheinlich aus Platzgründen. Wie die Klemmkeile eines Alpinkletterers hängen wir im Auto, was mir einen sicheren Eindruck vermittelt. Nach 4h Fahrt kommen wir in El Nido an. Ich beziehe mein Zimmer. Kläre die üblichen Dinge mit der Rezepetion: Kein Strom, kein fließend Wasser. "Könnt ihr mal machen, dass das geht..." Irgendein Kind, ich schätze es auf ca. 12 Jahre, werkelt mit einem unisolierten Schraubenzieher in einem antiken Stromkasten rum. Ich gehe etwas zurück um mich vor Blitzschlag zu schützen, plötztlich läuft die Sache. Die Leute hier lernen eben frühzeitig, was man zum Leben braucht. Dann auspacken, duschen und durch den Ort laufen. El Nido ist vollkommen anders als Port Barton. War es dort unten ein schönes verträumtes Nest findet man hier eher einen sehr touristischen Spot vor. Eher westlich geprägt. Alles auf Nachtleben und Party getrimmt. Disko statt Strandbar mit Livemusik. Pizzerien und Burgerladen statt Philippino Food aus Aluminiumtöpfen. Der Strand ist eher schmutzig. Wenn man durch die Straßen läuft ist der Altersdurchschnitt eher im Bereich Mitte 20. In Port Barton waren eher Leute von meinem Schlag unterwegs. Aber nun gut ich setzte mich ins Art Cafe, trinke den ersten guten Kaffee seit Tagen dem gleich nochmal 2 folgen und bestelle mit ein Omlette. Lasse den Ort erstmal etwas auf mich wirken. Den Nachmittag über halte ich mich eher unterm Dach auf, da ich auf der Bootstour etwas zu viel Sonne erwischt habe. Der Wechsel vom deutschen Winter war doch etwas aprupt und vom Hauttyp bin ich doch mehr der Nordmann als der Südländer. Am Abend esse ich zur Abwechslung mal wieder eine Pizza und laufe noch etwas durch den Ort. Überall tobt die Party. Mitte 20 mit einigen Kumpels stell ich mir das ganz cool vor. Aber jetzt bin ich wieder alleine unterwegs und genieße das gerade auch wieder. Der schöne Konstrast wenn man alleine reist. Mal ist man in Gesellschaft, dann wieder alleine. Auf der Straße schenkt mir ein freundlicher Mann eine Blister Tabletten. Das Zeug wäre der Hammer. Da ich in der Pharmabranche arbeite nehme ich sie dankend an, fotografiere die Rückseite und verschenke sie dann weiter. Beeindruckend was sich die Jugend von heute reinzieht. Eine Recherche im Internet lässt vermuten, dass nicht jeder der sowas einwirft wieder aufwacht. Zurück in der Unterkunft ist der Strom wieder ausgefallen. Ohne die Kinderarbeit fördern zu wollen frage ich nochmal ob man was dagegen tun könne. Das hilfsbereite Kind von vorhin hat sofort vor meinem Fenster ein Dieselaggregat angeworfen, was mir den Rest der Nacht versüßt hat. So hilfsbereite Menschen finde ich einfach toll. Den nächsten Tag verbringe ich am Strand. Laufe etwas weiter vom Ort weg und erkunde die Region. Ich stelle fest, El Nido langweilt mich eher. Abends ist aber ein Event geplant, erfahre ich. Ein Basketballpiel. Das lass ich mir nicht entgehen und wohne dem Match bei. Es war echt ein schönes Spiel. Gegen 22 Uhr ist das Spektakel beendet. über den Strand laufe ich in Richtung Unterkunft zurück. Nicht wissend eine Erfahrung zu machen auf die ich gerne verzichtet hätte. Von hinten berührt mich eine Hand auf der Schulter. Ich erschrecke etwas und drehe mich um. Ein Ladyboy steht vor mir. Die harten, kantigen Gesichtszüge verraten ihn, oder sie? Uff! Er habe gleich hier am Strand ein Zimmer ob ich mitkommen will... Mit einem klaren Nein lässt er sich nicht so einfach abwimmeln. Erzählt mir, was er mit mir machen will. Die Details erspare ich den Lesern hier. Das erste Mal, dass ich wieder heim will seit ich Deutschland verlassen habe. Ich kenne die üblichen "Boom Boom Sir", "Massage with Happy End Sir"-Angebote die ich aufgrund meines Beziehungsstatus und meiner generellen Abneigung für so etwas Geld zu bezahlen gelassen und grinsend ablehne. Aber diese Situation ist doch ziemlich seltsam. Komische Gedanken ereilen mich in diesem Moment. Ich erinnere mich zurück an meine Zeit im ländlichen Dorfkindergarten. Schwester Elisabeth hat mir beigebracht: "Wenn di auf da Straß a baisa schwoaza Mo oredt, dann muaßt ganz schnell davo renna". Das mit dem bösen Mann hab ich mir gemerkt, warum sie was gegen andere Hautfarben hatte hab ich nie verstanden, wohl weil sie das Dorf in dem sie lebte nie verlassen hat. Ein Reise wie meine hätte ihr sicher gut getan, aber die katholische Kirche bietet keine Sabbaticals an. Deshalb bin ich mittlerweile ausgetreten. Aber die Terrortante hat mich - selbst nicht wissend - noch viel mehr gelehrt. Sie selbst war nämlich die Böseste von allen und somit habe ich auch gelernt vor bösen Frauen wegzulaufen. Sie war neben dem Verbot das was man tut zu hinterfragen ein weiterer Grund die Kirche zu verlassen, dazu hat man Sonntag morgen eine Stunde mehr, das ist viel wert in unserer dichtgepackten Welt. Nun steh ich hier und weiß nicht was ich machen soll, vor einer Frau oder einem Mann weglaufen. Praktische Erfahrung konnte ich nicht sammeln da man uns damals im Kindergarten eingesperrt hat. Es war noch die Zeit, in der man nicht sorgfältig im Internet recherchierte welcher Kindergarten der Beste sei, weil es kein Internet und nur einen Kindergarten gab und da gingen alle hin. Man hat früh gelernt flexibel zu sein, Durchhaltevermögen zu beweisen, Dinge auszuhalten. Im beruflichen Umfeld hat mich das sehr beliebt gemacht. Aber dem Ladyboy wollte ich weder mit Flexibilität noch mit Durchhaltevermögen begegnen, aushalten wollte ich ihn schon garnicht. Da dieses Jahr mein Jahr der Freiheit ist und der Strand lang ist erlaube ich es mir ausnahmsweise mal vor einer unangenehmen Situation wegzulaufen. Schnellen Schrittes gehe ich den Strand entlang und suche Schutz unter dem Blätterdach einer nahe gelegenen Strandbar. Sofort bestell ich mir ein Bier um das Erlebte zu verarbeiten. Ich überlege mich sinnlos zu betrinken um die Aktion bis morgen zu vergessen. Aber was würde passieren wenn der Ladyboy mich so finden würde. Schlimm! Also suche ich nach 3 Bier und etwas Livemusik zügig mein Zimmer auf und versperre die Tür. Sicher ist Sicher...ein komischer Ort. Die Klima geht wieder nicht, ich will aber den 12jährigen Jungen nicht nochmal fragen. Würde ihn der Ladyboy (vielleicht ist er mir gefolgt) entdecken während er das Dieselaggregat anwirft wäre es seine erste Nacht mit einem Ladyboy und meine Zweite mit einem Dieselaggregart. Jemandem der so früh schon so viel über Elektronik weiß will ich die Zukunft nicht verbauen. Talente wollen gefördert werden. Also schlafe ich verschwitzt ein.

Den heutigen Vormittag verbringe ich im Art Cafe. Ich genieße ein Omlette und den guten Esspresso hier. Auch wenn der Ort sonderbar ist haben sie hier guten Kaffee. Ich habe meinen Laptop mitgenommen und schreibe meine Erlebnisse in mein Tagebuch. Ich finde es lustig, dass jemand wie ich, der nüchterne Naturwissenschaflter Tagebuch schreibt. Zu Hause wäre das nichts für mich. Was sollte ich auch reinschreiben. Ich würde es mir nie wieder ansehen. Hier erlebt man jeden Tag unglaublich viel, trifft viele interessante Menschen und erlebt grandiose Schauspiele der Natur. Das will ich schriftlich konservieren zusammen mit den Gedanken die ich habe. Eigentlich ist genau das das Interessante wenn man reist. Reflektieren wie man das alles hier erlebt. Was ist anders im Vergleich zum Leben daheim, was ist ähnlich. Wie sind die Menschen zu Hause, wie sind sie hier. Wie geht man hier den Alltag, Herausforderungen und andere Aufgaben an. Ich hoffe dass dies meinen Blog auch etwas interessanter macht als nur Bilder von palmenbesäumten Stränden und Papageien zu schicken. Das wird schnell langweilig und ist immer dasselbe. Wir alle wollen doch raus aus der Monotonie. Wer sich von meinem schwarzen Humor provoziert fühlt muss nicht mitlesen. Wer mit liest ist eingeladen zum Nachdenken. Auch wenn wir westlich geprägten Menschen glauben alles besser zu wissen kann man doch Einiges von den Menschen hier lernen. Dazu merke ich wie man unglaublich kreativ wird im Vergleich zu daheim. Ich mag es Menschen, Dinge und Situationen zu beobachten. Zu verstehen wer was warum macht. Es macht mir Spaß Dinge zu hinterfragen. Ein weiterer Grund aus der Kirche auszutreten. Man ist weniger manipuliertbar und kontrollierbar, schon funktioniert die Institution nicht mehr. Sofort fallen einem 1000 Dinge ein was man wie machen könnte. Mal seriös mal lustig. Warum? Man hat Zeit zu denken. Zu Hause beginnt mein Tag um 5 mit einer großen Tasse Kaffee aus der Maschine mit Zeitschaltuhr, so ist schon alles parat wenn ich aus dem Bett steige. Das Müsli wurde schon am Vorabend eingeweicht um Zeit zu sparen. Der Neologistmus des neuen Lebens nennt sich Overnight Oats. Bei den letzten Schlucken schau ich auf die Uhr damit ich meinen Zug nicht verpasse. Vorher steht noch duschen, rasieren, Zähne putzen auf dem Programm bevor ich das Haus verlasse. Wenn ich zu spät am Bahnhof bin interessiert das die deutsche Bahn nicht. Wenn der Zug Verspätung hat und ich warten muss interessiert das die Bahn auch nicht. Die Vorstände interessieren für Ihre Boni, der Fahrgast für die Pünktlichkeit. Angekommen wird die Maschine hochgefahren, dann werden die To Do Listen abgearbeitet, die Herausforderungen des Alltags gemeistert. Abends um 19 Uhr heimkommend stehen schon die privaten Interessen und Verpflichtungen vor der Tür. Haushalt, Einkauf, Sport (keine Verpflichtung), kochen (keine Verpflichtung), hier noch was reparieren da noch was erledigen. Hat der Zug Verspätung ist es 20 Uhr. Nach Dinner und Dusche ist es 21 Uhr und der Tag ist gelaufen. Man hat keine Zeit sich Gedanken zu machen weil der Tag einfach zu voll ist. Ich komme mir manchmal unmotiviert vor, da dies aber auch bei Dingen vorkommt die ich mag stelle ich fest das man eher müde ist. Wäre ja auch komisch unmotiviert an etwas ran zugehen was man mag. Hier ist das völlig anders auch wenn ich weiß dass sich zu Hause meine Rechnungen im Postkasten nicht damit bezahlen lassen indem ich vor einer Tasse Espresso mit Blick auf das Meer seniere. Mit der Zeit würde es auch sehr langweilig werden, da ich doch mehr der Aktivmensch bin und gerne etwas voran bringe. Trotzdem fühlt es sich grad gut an und ich bin froh um die Möglichkeit das noch einmal in meinem Leben so erleben zu dürfen. Ein klein wenig von beidem wäre Perfekt. Ich verstehe jetzt ein klein wenig wie sich ein Künstler fühlen muss und warum ihr Leben so chaotisch ist. Warum sie kreativer sind als Menschen die im Leben stehen und viele Dinge gleichzeitig meistern müssen. Sie interessieren sich für nichts im Leben außer für ihre Kunst. Das macht sie darin so erfolgreich und im Leben so erfolglos weil sie Fokus haben. In meinem Beruf geht es darum den Überblick zu haben, dafür steige ich mir und anderen aufs Dach um alles zu sehen und nichts zu vergessen. Hier kann ich fokusieren und hab Zeit über eine einzige Sache 2 Stunden nachzudenken. So hier sitzend fühle ich mich gerade ein klein wenig wie Hemmingway auf Cuba. Jeden Tag saß er im Floridita, der wohl berühmtesten Cocktailbar der Welt, in der der Daiquiri erfunden wurde. Brütete über seine Schriften und Werke. Sein schriftstellerisches Niveau werd ich wohl nicht erreichen aber das ist ok für mich. Ich beherrsche andere Dinge. Gegen Mittag miete ich mir ein Motorrad, ich will die Wasserfälle im nahegelegenen Urwald erkunden. Im Motorradverleih suche ich nach dem größten Motorrad, das verfügbar ist. Eine 250er Kawasaki sollte es für den heutigen Tag werden. Für die 10€ Leihgebür gibt es sogar einen Suppenschüsselhelm dazu denn man sich mit einem Schleifchen um den Kopf bindet. Er ist etwas eng aber besser als zu locker. Meine 1200€ Motorrad-Schutzausrüstung liegt zu Hause im Schrank, da ist sie geschützt vor der Sonne. Hier schützt mich mein T-Shirt und meine Nylonshort. So macht man das hier eben. Trotzdem bin ich vorsichtig. In Port Barton habe ich mich mit einem polnischen LKW-Fahrer beim Essen unterhalten. Er arbeitet immer 9 Monate im Jahr und reist für 3 Monate. Letzten November hat er sich bei einem Motorradunfall in Laos den Arm gebrochen. In einem dieser Reparaturschuppen haben sie ihm das für 50€ wieder eingerichtet. Man setzt sich dazu auf einen Stuhl, der Oberarm wird an der Armlehne angebunden. Dann bringt eine sachkundige Person den Unterarm auf Zug um die beim Bruch verkürzten Muskeln und das Bindegewebe wieder auf Länge zu bringen. Dann versucht man den Knochen wieder so zu positionieren dass alles zusammenpasst. Kein CT, kein MRT. Auch wenn es nur 50€ kostet will ich das vermeiden. Nach ca. 45min parke ich meinen Roller am Straßenrand und mache mich schlau in welcher Richtung genau die Wasserfälle liegen. Meine anfänglich geplante Route wird von Einheimischen blockiert. Das ist Private Property, ich müsse mir einen Guide nehmen. Hm, was tun? Ich wollte den Urwald eben allein erkunden und brauchte aufgezwungene Betreuung, die für 500 Peso dort mit mir spazieren geht. Also wähle ich den Weg durch den Fluss. Ein Blick auf OpenStreetMap zeigt mir, dass das geht. Außerdem ist es eh cooler und abenteuerlicher durch den Fluss zu laufen. Als ich losgehe beobachten mich die Einheimischen mit grantigen Gesichtern. Geschäftsorientiert haben sie ihre Private Properties extra so gebaut, dass sie den Weg zum Wasserfall versperren würden. Aber der Fluss gehört niemanden und ich grinse glücklich zurück. Ich will ihre Geschäftsidee nicht zerstören aber wenn man will wartet hier an jeder Ecke jemand der einem was Gutes tun möchte wenn man den Geldbeutel öffnet. Da ich mich dieses Jahr um mich selbst kümmern möchte und das ersparte bis Ende des Jahres reichen soll setze ich auf Eigenständigkeit. Ich wandere ca. 1h Stunde durch den Regenwald, einmal verlaufe ich mich etwas aber schnell ist der Weg wieder gefunden. Nach ca. einer Stunde komme ich an am Wasserfall. Er ergießt sich abermals in einen Pool wie er in keinem Luxushotel zu finden ist. Ich bin ganz alleine, genieße die Einsamkeit. Zuerst mache ich ein paar Bilder, dann steige ich ins Wasser und lasse mich eine halbe Stunde einfach im Wasser treiben. Wo zum Teufel kann man so etwas erleben. Ich grinse, schaue hoch ins Blätterdach und bin zufrieden. Nachdem ich das erfrischende Bad beende kommen 2 Gruppen mit Guides und anderen Touristen. Zeit für mich den Rückweg anzutreten, so bin ich wieder alleine ohne Menschen und grantige Gesichter. An der Straße wieder angekommen steige ich auf meine Kawasaki. Mittlerweile können wir ganz gut miteinander. Die ausgeleierten Stoßdämpfer massieren angenehm meine Bandscheiben durch, jede Bodenwelle wird zu einem neuronalen Erlebnis. Kurz bevor ich El Nido erreiche sehe ich weit entfernt an einer Straßenkreuzung vor mir den Ladyboy. Als er mich erblickt winkt er mir sofort zu. Auch die anderen Verkehrsteilnehmer grinsen mich an. Meine rechte Hand am Gashebel der Kawasaki zuckt weil ich in diesem Moment plane ihn zu überfahren. Sollte es mich mit in den Tod reisen könnte ich damit leben. Kurz vor meinem körperlichen Erstkontakt mit der ambivalenten Spezies greift mein Überlebensinstinkt. Das Ausweichmanöver gelingt vorbildlich und ich fahre sichtlich erleichtert zurück zum Motorradverleih um mein potentielles Mordinstrument wieder abzugeben. Ich danke meinem Fahrlehrer dass er mich sehr intensiv auf solche Ausweichmanöver trainiert hat. Er meinte, fast jeder Motorradfahrer würde mal in so eine Situation kommen und das könne Gesundheit und Leben retten. Wie recht er doch hatte.

Auf der Straflagerfähre nach Coron

Meine Zeit in El Nido geht zu Ende. Eigentlich bin ich ganz froh, der Ort hier ist komisch. Heute Mittag geht meine Fähre rauf nach Coron. Der Plan für die kommenden Tage ist dort 3 Tage zu verbringen, dann mit einem Bootstrip über 3 Tage hinweg wieder zurück nach El Nido. Dann runter nach Puerto Princesa - dem Verkehrsdrehkreuz zwischen den Inseln. Es soll nun rüber nach Cebu gehen. Ich laufe gegen 10 vor zum Hafen und erfahre, dass die Fähre gecanceled wurde wegen schlechtem Wetter. Sehr strange, die See ist ziemlich ruhig, kein Wind, kein Regen. Das muss andere Gründe haben. Ich werde sie nicht erfahren und kläre ab was möglich ist. Dann nehme ich ein Replaning vor, storniere meine Fahrt und buche mich auf einer Übernachtfähre rüber auf die Insel ein. Nach 1h anstehen habe ich ein Ticket. Ich schwitze jetzt schon wie ein Schwein, die Fahrt wird sicher angenehm. Zu Hause sagt man immer: "Mit einem Merino T-Shirt ist das viel angenehmer". Nein, ist es nicht. Es hies man könne auf der Fähre schlafen, ich bin sehr gespannt wo. Beim Anstehen treffe ich Dimitri aus Bulgarien. Wir haben uns in Puerto Princesa kennengelernt. Er will auch rüber nach Coron. Schön, damit ist die Gesellschaft auf der Fähre und in Coron schon mal geregelt. Er hat noch ein paar Dinge zu erledigen und wir vereinbaren uns später zu treffen. Für mich gilt es nun 5h Zeit totzuschlagen. Ich bin mit der Situation überfordert, so etwas hatte ich zu Hause seit langem nicht mehr. Ich setze mich in ein Strandkaffee, bestelle mir einen Espresso und zieh den Laptop raus. Ich spiele wieder eine wenig Hemmingway und schreibe meine Ideen und Gedanken auf. Später kommt Dimitri dazu. Wir haben zufällig dieselbe Idee und bestellen uns ein Bier. Nach dem ich mit Dimitri was gegessen habe wandern wir zum Hafen. Um 17 Uhr sollen wir da sein. Laut Fahrplan fährt die Fähre um 20 Uhr. Manchmal aber auch schon um 19 Uhr. Das ist jeden Tag anders also soll man frühzeitig da sein. Weitere 20 Peso Hafensteuer werden kassiert. Wir warten von einem Drahtzaun umringt auf den Auftritt zur Fähre. Alle fragen sich wo und wie werden wir schlafen. Ich bin froh meine Nylonhängematte eingepackt zu haben, vielleicht kann ich sie heute Nacht gebrauchen. Ich liebe es in Hängematten zu schlafen. Aber es sollte anders kommen. Beim betreten der Fähre stehen wir vor einem Herr an Stockbetten. Wie in einem russischen Straflager. Ein lustiger Anblick. Wir alle schwitzen wie die Schweine, trotzdem sind alle gut drauf. Jeder sucht sich seine zugeteilte Pritsche. Die Nummer steht auf dem Ticket. Das dauert etwas, weil die Pritschen nicht nach laufenden Nummern beschriftet sind. Wir bekommen den Tipp: "Alle schlafen mit dem Gesicht nach innen und den Füßen nach außen." Das leuchtet allen ein. Die Nacht schlafe ich sonderlich gut, der Wellengang ist angenehm. Das einzig unangenehme ist das Schwitzen, aber auf dem Kreuzfahrtschiff mit Klimaanlage würde ich ja nix erleben. Ich hatte mich auf Schlimmeres eingestellt. Ein Strategie, die sich schon oft bewährt hat. Wenn man sich auf das Schlimmste einstellt kanns nur besser werden.

Eine kontrastreiche Dusche

Gegen 5:00 Uhr weckt mich das sanfte Geräusch einer Sirene. Eine nicht verständliche Durchsage signalisiert mir, dass wir bald ankommen. Ich stehe auf und kaufe einer Frau hinter Gittern einen lauwarmen Auflöskaffee ab der mich in den Tag bringt. Gegen 6:00 Uhr verlassen wir den Hafen nachdem wir nochmal 200Peso Verwaltungsgebühr entrichten dürfen. Die Orte El Nido und Coron unterscheiden sich deutlich von denen weiter im Süden der Insel. Deutlich touristischer, in Trekkingsandalen ist man ein laufender ATM. Der Tourist zieht das Geld aus dem Geldautomaten, die Einheimischen dem Touristen aus der Tasche. Ich bezahle gerne einen fairen Preis für eine schöne Bootstour aber lasse mir ungern was aufzwingen was ich weder will noch brauche. Nun, ich plane hier nur einen kurzen Aufenthalt, da ich einen 3-tägigen Bootstrip mit Island-hopping machen will. Es solle das Highlight in dieser Ecke sein, also los. Meine erste Tat an diesem Tag ist es zu meiner Unterkunft zu laufen. Nach 20min komme ich an. Noch niemand da, ich bin früh dran. Von dem Spaziergang schwitze ich noch mehr und freue mich auf die beste Dusche seit langem. Nichtsahnend, dass es ganz anders kommen sollte. Nachdem ich mir eine halbe Stunde mit einem eBook auf meinem iPad vertrieben habe erscheint jemand an der Rezeption und ich beziehe das Zimmer. Sobald die Tür zufällt reiße ich mir die Klamotten vom Leib und springe unter die Dusche. Dann beginnt das Einseifprogramm. Als die Prozedur abgeschlossen ist macht es einen Schlag und es ist Finster wie die Nacht. Stromausfall! Echt saublöd, dass die Wasserpumpe mit Strom läuft. Nun steh ich hier nackt und eingeseift in der Dunkelheit. Wieder einmal einer dieser Momente, an die man sich grinsend erinnert wenn sie vorbei sind, wenn man aber gerade mittendrin ist will man dass sie enden. Ich hatte das schon einige Male in meinem Leben somit bin ich das gewohnt, trotzdem freue ich mich jetzt schon wenn es vorbei ist. Es würde bestimmt gleich wieder Wasser kommen. Nach ein paar Minuten zweifle ich an meinem Optimismus. Ich versuche pragmatisch vorzugehen und den Duschhahn eingeschaltet zu lassen um keine Sekunde zu verschwenden diese Situation zu verlassen. Aber was war die richtige Stellung? Ich versuche der Sache mit Humor zu begegnen. Ich wollte doch Kontrast, jetzt bekomme ich ihn. Wäre das nicht was fürs Guinness Buch der Rekorde. Alle klettern irgendwo rauf oder springen irgendwo runter. Jeder Rekord wurde schon mehrmals gebrochen. Aber keiner würde auf eine derart dumme Idee kommen möglichst lange nackt und eingeseift bei Dunkelheit in einer Dusche auszuharren. Ein Alleinstellungsmerkmal, das Seinesgleichen sucht. Um das bei RedBull einzureichen müsse ich es aber fotografisch dokumentieren. Extra habe ich meine teure Spiegelreflex mitgenommen für die ganz besonderen Momente meiner Reise. So wie ich im Moment aussehe will ich aber nicht in einem Buch erscheinen, das viele Menschen ansehen. Das Geld das ich damit verdiene würde nicht bis zur Rente reichen und würde man mich später auf einem Kongress erkennen wäre es mit der Seriösität dahin. Immerhin hätte ich dann die nötige Visibilty, das ist heutzutage sehr wichtig im Beruf. Dazu die entsprechende Wahrnehmung aller rekordsüchtigen Leser. Langsam sinkt der Humor und der Schmerz wird größer. Die Seife kriecht durch meine zusammengepressten Augenlieder. Ich überlege ob ich mich ins Zimmer taste um das Handtuch zu holen, mir die Seife aus den Augen zu wischen. In der Vorfreude auf die Dusche hab ich es da liegen gelassen. Aber wenn es mich aufs Maul haut und ich mir den Arm breche, dann richten sie ihn mir so wie den des polnischen LKW-Fahrers. Ich will aber noch mit Stäbchen essen, solange ich in Südostasien bin. Also harre ich weiterhin aus, nun kann ich von meinem Durchhaltevermögen Gebrauch machen. Jetzt ist es sogar mir selbst nützlich, zu Hause bin ich oft nützlich weil ich durchhalte. Ich denke nochmal über den Ladyboy nach. Was wäre wenn er mich so finden würde, echt Schlimm! Aber ich habe die Tür versperrt bevor ich mir die Kleider vom Leib gerissen habe. Wäre es gemein gewesen ihn zu überfahren? Nicht Regenbogenkonform? Dann denke ich ich mir, ich habe einen sehr bunten Freundeskreis mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, sexueller Ausrichtung, Interessen und Berufen. Keinen davon möchte ich missen weil sie mein Leben unglaublich bereichern. Dafür hab ich nur einfarbige Hemden und T-Shirts. Andere haben ein Regenbogen-TShirt im Schrank und einen graunen Freundeskreis. Meine Version ist mir lieber, authentischer und es ist ok für mich wenn sie eine Farbe weniger hat. Ich entscheide mich für Orange, sie erinnert mich an ein System aus meiner Arbeit, das mir sehr viele Schmerzen zugefügt hat. So wie es der Ladyboy gemacht hätte. Ich mag eben Menschen die wissen was sie wollen, Entscheidungen treffen und mit sich selbst zufrieden sind. Menschen, die mir was aufzwingen wollen mag ich weniger. Nach einer Inkubationszeit von ca. 30min@30°C kommt der erlösende Regenschauer von oben. Diesmal hatte ich mit der Stellung des Duschhahns die richtige Entscheidung getroffen. Glück gehabt! Auch eine Erfahrung die ich hier öfter als zu Hause mache. Ich habe mich seit langem nicht mehr so sauber gefühlt.

Dimitri ist heute morgen abgereist und hat meinem Sozialleben bis morgen ein Ende gesetzt. Das verschafft mit die Zeit die ich brauche. Den heutigen Tag nutze ich primär für Organisatorisches. Coron hat für mich nicht so viel zu bieten. Ich wusste das. Schmutzige Straßen, kein schöner Strand. Die Restaurants sind wirklich gut aber ich habe mir angewohnt nur 2x am Tag zu Essen. Das reicht mir bei der Hitze und fühlt sich befreiend an nicht nur von einer Mahlzeit zur Nächten zu Leben. Essen und Zunehmen kann ich auch zu Hause und die Zeit hier will sinnvoller genutzt sein. Das marititime Klima tut dem Gewicht und den Nerven gut. In Vorfreude auf meine Bootstour laufe ich zu Keelooma Expeditions und kläre letzte Details: Hab ich an Boot Zugriff auf meinen großen Trekkingrucksack oder nur meinen Daypack zur Hand, was genau ist in der Verpflegung inbegriffen oder muss ich was einkaufen? Wann soll ich morgen früh wo sein am Hafen, wie erkenne ich die Crew? Nachdem alles geklärt ist setze ich mich auf die Dachterasse meiner Unterkunft und werde meinem Kombikonstrukt aus Travelmanager und Hemmingway gerecht. Ich möchte nach dem Bootstrip rüber nach Cebu. Das bedeutet: Unterkunft El Nido -> Busfahrt nach Puerto Princesa -> dort Unterkunft -> Flug nach Cebu -> da wieder Unterkunft. Eine ware ToDo-Liste wie ich sie seit Wochen nicht mehr erlebt habe. Ich bin eben doch Deutsch. Nachdem ich mich mit Booking und Skyscanner ausgetauscht habe ist alles organisiert und ich nutze die Zeit um meinen nächsten Blog zu schreiben und online zu stellen. Auf Facebook und Instagram wäre das einfacher gewesen. Aber ich bin kein großer Freund sozialer Medien (ausgenommen ich hätte ein eigenes Unternehmen) auch wenn ich diverse Messenger nutze. Ich verachte niemanden der sie benutzt aber mir gibt es nichts. Beim Reisen bemerke ich oft wie viel Zeit andere Reisende damit verbringen Aufmerksamkeit und Fremdbestätigung über das Mäusekino zu ersuchen. Hier ein Selfi, da eine Mahlzeit fotografiert. Bekomme ich einen Like? Eine Confirmation? Wie viele Views? Die eigentlichen Eindrücke, die man sammeln will/soll wenn man unterwegs ist bleiben dann im Hintergrund weil die Augen mehr auf den Bildschirm als auf die Umgebung gerichtet sind. Auch das reisen hat sich verändert, oder ich werde älter. Mit einem Blog kann ich die erreichen, die sich für das Erlebte interessieren. Andere müssen nicht mitlesen. Man nimmt sich mehr Zeit zu schreiben und fängt mehr Emotionen ein als mit einem Selfi. Ich bekomme zwar keine Likes aber ich habe das Glück keine Fremdbestätigung zu brauchen um zufrieden zu sein. Wenn ich das erreiche was ich mir vornehme ist das Bestätigung genug. Es macht meine Zufriedenheit nicht von anderen abhängig. Außerdem kann ich mir meine IT-Fähigkeiten bewahren. Eine Website in HTML, CSS, eine NoSQL-Datenbank im Hintergrund, das alles zusammengeklebt in einem FastAPI-Framework auf einem Linuxserver hinter der Fritzbox bei mir zu Hause. Manchmal kann ich auch ein Nerd sein, wenn ich mir was in den Kopft gesetzt habe eskaliert das schon mal. Mein Umfeld hilft mir dann wieder davon loszukommen weil wichtigere Aufgaben auf mich warten. Aber Daten sind eben das neue Gold, und wer weiß mit Ihnen umzugehen macht sich beliebt. Nur wenn man flexibel ist wird man noch mehr gemocht. Aquirieren - Analysieren - Interpretieren - Manipulieren. Das arbeiten mit Daten ist einer der wenigen Wissensbereiche, der mich ein Leben lang begleiten wird, also macht es Sinn sich darin weiter zu entwickeln. Andere Fachbereiche kommen und gehen wenn das Projekt endet. Use it - or loose it! Den Rest des Tages verbringe ich mit dem Schmieden von Plänen und Ideen. Auch eine Eigenart des Reisens, dass es ungemein kreativ man. Als Software unterstützt mich Obsidian. Ein tolles Tool, mit dem man seine Gedanken vernetzen kann. Schade dass man sowas nicht beruflich nutzen kann. Wahrscheinlich liegt es daran, dass man die Möglichkeit entdeckt hat sehr lange Texte in eine einzige Excelzelle zu schreiben. Hemmingway wäre sicher erstaunt gewesen wenn er wüsste, dass ein komplettes Werk von ihm in eine einzige Excelzelle passt. Zwar ist die Filterfunktion dahin aber wenn juckts - wer ein derart digitales Schweizertaschenmesser besitzt, ist für jede Situation gerüstet. Da ein Werkzeug nur so gut ist wie sein Benutzer braucht es nur noch einen geduligen, zeilenorientierten Mitarbeiter, so ist die gewünschte Information schnell gefunden. Eine perfekte Harmonie. Ich mag Excel, nur nicht die Konstrukte, die manche damit erstellen. Ob ich alles geplante umsetzen werde, wer weiß? Ich schreibe mir einfach mal alles auf, haben ist besser als brauchen...