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Nomadic Mike Blog

Ein schöner Ausklang des Inselreichs auf Siquijor

Es ist der 15. März. Ich sitze im offenen Loungebereich des Cambodian Country Clubs. Die Philippinen liegen nun hinter mir. Wieder ist eine Woche vergangen. Ich habe sie auf Siquijor verbracht, Geheimtipp von Pablo aus Spanien. Keine Ahnung ob er so geheim war aber auf jeden Fall war es das Wert noch eine weitere kleine Insel zu besuchen. Siquijor ist wie Port Barton ein Ort der Strandatmosphäre mit Live Bars, Straßenmusik und guten Restaurants kombiniert. Genau mein Ding. Die ersten beiden Tage werden zu Strandtagen gemacht. Währenddessen lasse ich mal wieder meine Wäsche waschen. Laundries gibt es hier nicht, aber es gibt hier Leute die ein Schild draußen hängen haben, dass sie das für einen machen. Also gebe ich alles was durchgeschwitzt ist bei einer Frau ab und ihr einen Tag Zeit mein Zeug wieder auf Vordermann zu bekommen. Das Ergebnis ist diesmal etwas enttäuschend. Am nächsten Tag packe ich in meinem Zimmer die Wäsche aus der Tüte, in der ich sie erhalten habe und stelle fest, dass eine Unterhose fehlt. Hm Mist, jetzt hab ich nur noch vier. Zu Hause hab ich logistisch lang rumgerechnet wie ich das mache, jetzt ist mein Konzept dahin. Ich muss replanen, es kommt immer anders als man plant, selbst wenns um Unterwäsche geht. Ich rechne mir durch: Kinga kommt in ca. 4 Wochen, da kann sie mir eine aus meinem Vorrat von zu Hause mitbringen. Das sind 4 Unterhosen für 4 Wochen...das krieg ich hin. Ich muss also statt 6 mal 7,5 mal waschen. Am dritten Tag miete ich mir ein Motorrad für 2 Tage. Eine 150er Honda trägt mich diesmal über die Insel. Ich erkunde den höchsten Berg auf der Insel mit ca. 600m, den Mt. Bandilaan. Man hat dort einen tollen Ausblick auf die gesamte Insel. Der Weg quer über die Insel ist zum Teil sehr holprig aber es macht mir mega Spaß das kleine Motorrad da durchzubuchsieren. Die kleine Honda ist dafür ideal geeignet. Als ich am Abend wieder ankomme merke ich dass es mir sauber die Kniescheiben verbrutzelt hat. Überall hab ich mich eingeschmiert aber nicht da.
Naja, lernen durch Schmerzen, besser als wenn mir der Teer die Haut abgezogen hätte. Am nächsten Tag fahre ich zum Underground River, ich habe gelesen der soll hier das Highlight sein. Eine Höhle, in der es ca. 50m hinab geht und dann schwimmt man dort durch eine enge Spalte. Das hört sich spannend an. Auf dem Weg dorthin sehe ich immer wieder die Tsumaniwarnschilder. Seit der Katastrophe in Thailand hat sich hier viel getan. Man wird vorsichtiger. Es gibt regelmäßige Evakuierungsübungen, ähnlich den Brandschutzübungen bei uns daheim. Dort angekommen erfahre ich, dass immer 2 mit einem Guide gehen. Alle anschauen is nich. Sonst is nix verdient. Da ich alleine anreise werde ich mit Hannah aus Belgien zusammengewürfelt. Da wir noch ca. 20min warten müssen bietet sich die Möglichkeit für eine Unterhaltung. Nach wenigen Sätzen ist klar, Hannah ist eine Bäumeumarmerin im Vollformat auf Selbstverarbeitungstrip. Auch sie hat eine Geschichte. Sie hat sich zu Hause von ihrem Freund getrennt. Sie haben da vor einiger Zeit so eine Pilztherapie gemacht. Ich frage, wie ich mir das vorstellen kann. Man isst also ein paar Pilze, legt sich in einen Liegestuhl und wartet dann darauf, etwas über sich selbst zu erfahren. Nun, anscheinend wollte ihr Exfreund recht viel über sich erfahren. Das war ihr dann irgendwann zu viel und sie hat Schluss gemacht. Da er damit nicht so ganz einverstanden war hat er sie gestalked und verfolgt. Darauf ist sie jetzt für ein paar Monate auf die Philippinen geflüchtet. Nun ist sie hier und der Exfreund in der Klappse. Sie ich glücklich ohne ihn und er ist glücklich mit seinen Medikamenten, die er dort bekommt. Freut mich, dass die beiden doch noch eine Lösung gefunden haben sich zu arrangieren. Sie ist nun hier um Kontakt zu den Heilern auf dieser Insel aufzunehmen um ihren Geist zu reinigen und sich von allem frei zu machen. Dann will sie mir meine Zukunft vorher sagen, sie fragt mich ob sie mir aus der Hand lesen darf und holt eine eine Box mit getrockneten Pilzen raus. Ich muss nur einen davon essen und es einfach passieren lassen. Hm nun ja, ich erkläre ihr, dass ich es viel spannender finde nicht zu wissen was ich dieses Jahr noch erleben werde. Ich will das Jahr ja auf mich zu kommen lassen. Wenn ich zu viel Pläne habe verpasse ich die interessanten Situationen (Ich plane diese Lebenseinstellung nur temporär zu leben). Deshalb hab ich die Bucket List auf meiner Webseite auch in Moments geändert. Viel cooler wenn man hier die Momente einfriert, die besonders waren. Dazu hat mir Oma beigebracht, dass ich nur Steinpilze und Pfifferlinge essen darf (Vielleicht hat sie die anderen für sich behalten). Als ich dann aus meinem Leben erzähle und anmerke, dass ich in der Pharma tätig bin, stellen wir fest, dass wir bedingt gesprächskompatibel sind. Ich bin viel zu rational, zu nüchtern, zu langweilig. Ein neuer, zukunftsinteressierter Patient ist schnell gefunden. Jetzt geht's aber hinab in die Höhle. Vorher bekommen wir noch eine Schwimmweste und eine schlecht leuchtende Stirnlampe mit fast leerem Akku, die nicht wasserdicht ist. Ich frage: "Warum so ein Ding?" Der Guide meint, das wir die schon brauchen. "Da unten ist es sehr dunkel, ich darf sie beim Schwimmen nur nicht ins Wasser tauchen." Hm ok, so kann man es auch sehen. Da meine tolle SuperDuper-1000lumen-Wasserdicht-KannDamitzumMondFliegen-Stirnlampe in meinem Zimmer liegt nehm ich eben diese. Nachdem wir gefühlt 500 Stufen hinab steigen in die Dunkelheit kommen wir am tiefsten Punkt in der Höhle an. Ich bin sofort begeistert. Vor uns liegt eine schmale Spalte mit Wasser gefüllt und wir hauen uns alle in die tiefe Badewanne. So schwimmen wir nun durch die Höhle, 20m Fels über uns, 20m Wasser unter uns wie der Guide erklärt. Eine absolut surreale Welt. Nach ca. 30min erreichen wir das Ende der Höhle und steigen hier aus dem Wasser. Wir machen ein paar Poserfotos. Der Guide fragt mich wie alt ich bin. Ich sage: 45. Er meint, ich wäre der perfekte mittelalterliche Höhlenmensch. Wir lachen uns alle den Ast ab. (Und ich denke mir: So ein Depp! Hat er doch keine Ahnung wie die jahrelange Arbeit unter vielen Frauen mein Niveau deutlich nach vorn gerissen hat. Wer das nicht glaubt kennt mich nicht lange genug oder erwischt mich in einem Moment, in dem ich von der erarbeiteten Kompetenz keinen Gebrauch mache). Dann gehts wieder auf den Rückweg durch das Felsenlabyrinth. Eine echt mystische Welt, so etwas hab ich bis dato noch nicht gesehen. Das wars Wert. Die restlichen 2 Tage vergehen hier noch wie im Flug. Ich mache nichts besonderes und habe einfach noch eine schöne Zeit am Strand. Aber jetzt bin ich bereit für Neues und freue mich auf Kambodscha.

Neues Land, neues Abenteuer in Kambodscha

Heute ist der 13. März. Ich stehe um 06:00 auf. Um 08:40 geht meine Fähre nach Cebu. Von da Flug nach Manila und dann ab nach Phnom Penh. Wären da nicht diverse Hindernisse. Meine Onlinebuchung der Fähre haben sie vercheckt, also mache ich Stress am Ticketschalter und kurz vor der Abfahrt kriegen sie das gerade noch geregelt. Nach 4h komme ich in Cebu an, dann mit Tuktuk rüber zum Flughafen. Ich schwitze jetzt schon ohne Ende. Ich checke ein, hau mir was zu essen rein und dann sitze ich im Flieger. Eine Stunde später Touchdown in Manila, aber wir bekommen kein Gate zum Aussteigen zugewissen. Sitzen eine Stunde im Flieger und warten darauf rausgelassen zu werden. Ich werde etwas nervös meinen Anschlussflug in zwei Stunden zu verpassen. Ich muss Gepäck abholen, 30min durch die Stadt zum anderen Terminal, dann neu einchecken. Etwas challenging. Am Schalter sagt man mir ich brauche einen Flug, mit dem ich Kambodscha verlasse, sonst darf ich nicht einreisen. Also buche ich meinen ersten Fakeflug, so wie ich es gelernt habe und man kauft mir meine virtuelle Ausreise ab. Irgendwann bin ich endlich mit allem durch, auch ich selbst und laufe Richtung Gate. Ich überlege was ich mit den verbleibenden 500 Pesos mache. Sie in Kambodscha umzutauschen würde sicher in einem grottenschlechten Kurs enden. Wenn ich es in 2 Bier investiere hab ich weniger Verluste. Ich laufe auch an der Puff-Lounge vorbei. Da ich kein Frequent Flyer bin sondern immer nur Fakeflüge buche hab ich aber keinen Zutritt. Auf jeden Fall freut es mich zu lesen, dass es den Betreibern wichtig ist, dass mit ihrem Personal respektvoll umgegangen wird. Sicher ein guter Arbeitgeber. Nach knapp 3 Stunden berühre ich kambodschanischen Boden. Als ich all mein Sack und Pack zusammen habe marschiere ich aus dem Flughafen raus und besorge mir erstmal Bares an einem ATM. Dann geht es via Tuktuk in den Cambodian Country Club. Wie ich feststellen sollte ein rießiger Luxuskomplex. Ich habe da nur gebucht weil mir der Name gefallen hat und 3 Nächte für 72€ voll ok sind. Als ich ankomme ist aber niemand da, immerhin ist die Tür zur Rezeption offen. Nach einigen Hallos passiert nichts, also lege ich mich auf die Couch dort zum schlafen. Nun gut es ist ja auch schon 2 Uhr morgens und meine Email ob ich so spät noch einchecken kann wurde nicht beantwortet. Als ich gerade am Einschlafen bin weckt mich ein Mitarbeiter und ich darf dann doch noch in privater Atomsphäre nächtigen. Am nächsten Tag bin ich sichtlich beeindruckt vom dem Komplex. Ich habe ein großes Zimmer, was vom Standard schon gut an ein Dreisternehotel daheim hinkommt. Die ganze Anlage hat Flair. Alt und verrostet aber architektonisch schön gemacht. Ähnlich wie ich sie aus Osteuropa mit etwas post-kommunistischem Flair kenne. Dazu gibts Tennisplätze, Pool, Fitnessraum, Restaurant. Alles was das Herz des Gefangenen im Elfenbeinturm begehrt. So ein Laden, in dem einem den ganzen Tag alles hinterhergetragen wird. Trocknet man sich mit einem Handtuch das Gesicht ab wird es sofort ausgetauscht. Verlässt man das Zimmer steht sofort ein Bediensteter zur Unterstützung bereit um die eigene Unfähigkeit und Faulheit zu kompensieren. Vielleicht nächtige ich aber auch schon zu lange in Unterkünften, die nur sporadisch fließendes Wasser bieten. Ich finde es auf jedenfall spannend zwischen Einfachheit und Dekandenz zu wechseln, man spürt was man wirklich braucht und auf was man verzichten kann. Aber ich bin kein Hotelsitzer und will raus. Nachdem ich ordentlich ausgeschlafen habe erlaufe ich mir die Hauptstadt über den Rest des Tages. Da ich mir aufgrund der späten Ankunft meine Unterkunft in Flughafennähe gesucht habe werden es gut 18km über den Tag verteilt. Mein iPhone weiß so viel über mich und meine Unternehmungen. Ich spaziere am Tonle Sap und am Mekong entlang, besichtige den Königspalast und lasse die Stadt auf mich wirken. Irgendwann kommen 2 Studentinnen auf mich zu ob ich an einer Umfrage zum Tourismus in Kambodscha teilnehmen würde. Sie haben da so ein Projekt. Ich bin gleich dabei weil es mich interessiert woran man hier arbeitet. Die Fragen klären auf, dass Kambodscha als eher unbekanntes Urlaubsziel Visibility bekommen will. Ich werde gefragt wie ich das Essen, die Leute, die Preise und die Umgebung finde. Die Fragen zeigen, dass man sich mit Thailand und Vietnam in touristischer Konkurrenz sieht und gleichziehen will. Auch das Bezahlen verrät Ähnliches wie meine Reise durch Venezuela vor 15 Jahren. Man will lieber US Dollar haben und gibt Wechselgeld in Landeswährung raus, die man loswerden will. Phnom Penh ist eine Stand im Wandel der Zeit. Rostige altkommunistische Gebäude wechseln sich mit modernen Hochhäusern, Shopping Malls und Wirtschaftskomplexen ab. Ich spaziere den Mekong entlang, viele Restaurants, Bars, Geschäfte. Dann über den Central Market.
Am nächsten Tag ist etwas Geschichte dran. Ich besichtige die Killing Fields und das alte S-21 Gefängnis. Die Jahre von 1975 bis 1979 sind eine der dunkelsten Perioden in der Geschichte Kambodschas und werden mit dem Regime der Roten Khmer und dem damit verbundenen Genozid in Verbindung gebracht. Die Roten Khmer, eine maoistische kommunistische Guerillagruppe, unter der Führung von Pol Pot, übernahm 1975 die Macht und etablierte ein totalitäres Regime, das versuchte, Kambodscha in eine agrarische Utopie zu verwandeln. Doch dieser Versuch führte zu einer der schlimmsten humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Das wohl bekannteste Symbol des Genozids sind die sogenannten „Killing Fields“ – Orte, an denen Tausende von Menschen durch Folter, Erschießungen oder andere brutale Methoden ermordet wurden. Die Roten Khmer begannen, alle als „Feinde des Staates“ angesehenen Personen zu eliminieren. Dazu gehörten Intellektuelle, Lehrer, Ärzte, religiöse Führer, ethnische Minderheiten und sogar Personen, die als vermeintlich „gebildet“ galten, wie Menschen mit Brillen oder solchen, die eine Fremdsprache sprachen. Die Massengräber in den „Killing Fields“ sind heute Mahnmale für die Gräueltaten des Regimes. Das berüchtigte S-21-Gefängnis in Phnom Penh war ein Ort unvorstellbarer Folter und Brutalität. Zuvor eine Schule, wurde es von den Roten Khmer in ein Folterzentrum umgewandelt, in dem mehr als 17.000 Menschen interniert und gefoltert wurden. Nur wenige überlebten. Im Januar 1979 wurden die Roten Khmer von vietnamesischen Truppen gestürzt, die in Kambodscha einmarschierten und das Land befriedeten. Ein ziemlich berührender Ort, der erdet.
Das wars fürs erste in Phnom Penh. Da ich kein Großstadtmensch bin reise ich morgen weiter nach Kampot Richtung Küste und bin gespannt was mich hier erwartet. Ich muss sagen Kambodscha gefällt mir jetzt schon, auch wenn es bis dato nur ein kurzer Eindruck ist. Das Land ist ursprünglicher als die Philippinen. Klar, wie im Interview festgestellt kein typisches Reiseland, aber das macht es interessant. Fast niemand hier spricht Englisch. Das gefällt mir. Ich verständige mich mit Händen und Füßen, beauftrage Siri, dass sie (ich glaub sie ist eine Frau) ChatGTP sagt, es solle folgenden Satz auf Khmer übersetzen. Das geht eigentlich ganz gut, manchmal kommen lustige Sätze dabei heraus, dann lache ich und derjenige mit dem ich spreche. Aber irgendwie komme ich dann immer zum Ziel.