Inselhüpfen von Coron nach El Nido
Ich sitze in Cebu im Hotel. Reflektiere über die vergangenen Tage zwischen Coron und El Nido. Eine wirklich schöne Zeit habe ich erlebt zwischen diesen beiden Orten auf einem 3-tägigen Bootstrip. Er beginnt am Hafen in Coron. Ich komme dort an und versuche die Leute von Keelooma zu finden. Da sie Firmen-Tshirts tragen ist das schnell erledigt. Ich werde weitergereicht von einem Guide zum nächsten bis ich im Wartebereich des Hafens mein Gepäck mit anderen in einer Reihe aufstelle. Der Drogen- und Sprengstoffwauwau schnüffelt sogleich über die Aufreihung. Schneller und effektiver als es jeder Scanner machen würde ohne das man was auspacken muss. Das ist angenehm. Anschließend werden wir auf unser Boot verladen. Das Gepäck geht unter Deck und wir behalten das Nötigste in unseren Kenterbeuteln. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen gibts eine kurze Ansprache, die Rules of the Tour werden erklärt und wir stellen uns alle vor. Ich scheine wieder eine schöne Gruppe erwischt zu haben. Deutsche, Malaysier, Australier, Franzosen, Slowenen, Italiener, Amerikaner und Spanier. Von Anfang 20 bis Ende 30 eine schöne Mischung. Nach einer Generalkur mit LSF30 lernt man sich kennen. Wir tauschen Pläne, Geschichten, Lebensläufe aus. Sofort komm ich mit den Australiern und Italienern ins Gespräch. Wer hätts gedacht, das sind einfach soziale Nationen wie ich feststelle. Das australische Pärchen reist für 6 Monate durch Südostasien. Sie kommen aus Adelaide. Sie haben unbezahlten Urlaub genommen um sich 6 Monate Tapetenwechsel vom Arbeitsalltag zu gönnen. Die Italiener kommen aus Sardinien und leben nun in Frankfurt. Meine Frage was sie dort hin verschlagen habe? "In Sardinien ist es sehr schön aber es gibt wenig Arbeit. In Frankfurt ist es nicht schön aber da gibt es Arbeit." Ich muss schmunzeln, ein Thema mit dem viele von uns konfrontiert werden. Nach 2 Stunden wartet das erste Riff auf uns. Glasklares Wasser, Korallen, Schildkröten, weiße Strände wie ich sie noch nie gesehen habe. Als wir gegen Mittag aus dem Wasser kommen bereiten die 3 Köche auf dem Boot ein tolles Buffet. Alle sind begeistert, die Stimmung ist gut. Klar, Essen gut - Stimmung gut! Auf den Fahrten zwischen den Inseln lege ich mich immer wieder auf den Bug des Bootes. Ich genieße das auf und ab der Front in den Wellen und lasse meine Gedanken schweifen. Gegen Abend als schon die Sonne untergeht fahren wir ein Bambuscamp an einem Strand an. Alle packen das notwendigste in ihre Kenterbeutel, die auf einem Kanu an Land geschifft werden. Dann schwimmen wir alle zum Strand. Ein tolles Camp haben sie hier gebaut. Ok touristisch aber einfach schön. Wir nächtigen in kleinen Hütten, darin eine Matratze mit Mosquitonetz. Zum Zudecken braucht man nichts bei den Temperaturen. Alles aus Bambus, dem Universalbaustoff des Äquators. Die Rohre um Rahmen zu bauen. Aufgefasert werden Wände gewebt und Fußböden gemacht. Was kaputt geht ist schnell ersetzt. Da Bambus ein Gras ist wächst er schnell, also auch super nachhaltig. Abends komme ich mit dem deutsch-malaysischen Pärchen ins Gespräch. Sie haben sich in Spanien bei einem Erasmusprogramm kennengelernt und leben und arbeiten jetzt in der Nähe von Barcelona als Produktmanager in der Tech-Branche. Sie reisen auch ein Jahr, er hat seinen Job gekündigt und sie unbezahlten Urlaub genommen. Der Abend endet wieder mit einem tollen Essen und einem Lagerfeuer am Strand mit einem Sonnenuntergang der schon fast kitschig ist. Ich unterhalte mich noch lange mit der Amerikanerin. Sie ist 22, reist für 3 Monate und will dann auch Biologie studieren, also löchert sie mich mit reichlich Fragen. Der nächste Tag verläuft analog zum gestrigen. Was so viel Spaß macht will man wiederholen, also fahren wir von einem Bilderbuchriff zum nächsten und bestaunen die Unterwasserwelt, etwas Strandliegen, dann wieder essen. Bis das nächste Camp auf uns wartet. Wir teilen es uns mit einer anderen Gruppe. Beim Abendessen muss ich plötzlich grinsen, als ich eine Gruppe Österreicher im Vorbeigehen erhöre. Mein "Servus" haut sie von den Socken und sofort verstehen wir uns blendend. Alle waren sofort interessiert welch sonderbare Sprache hier gesprochen wird. Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch Spanisch, Philippinisch... Alles ist man gewohnt. Aber eine Sprache mit derart anspruchsvollem Vokabular und niveaulosem Inhalt, das hatte man hier noch nie gehört. Wir bringen uns gegenseitig bei was guten Morgen, guten Abend, bitte, danke, Hoizschaidl auf philippino und bayerisch heisst. Alle haben sichtlich Spaß und lachen, nicht ahnend dass der Abend in einer dermaßen lustigen Tabledance-Party eskalieren sollte. Beim Sprachtraining wurden die Stimmen fleißig mit Rum geölt. Später holt ein Mitglied der anderen Crew eine Musikbox raus und los gehts. Er ist auch ein Guide der gemischten Sorte und macht richtig Stimmung, ein lustiger Typ. Ich muss meine Meinung wohl doch etwas korrigieren. Der Typ in El Nido hat mich wohl einfach nur genervt weil er mich so massiv bedrängt hat. Sofort lassen sich einige Anstecken und schwingen das Tanzbein am Strand. 2h später tanzt mindestens das halbe Camp auf dem Tisch. Eine wundervoll ausgelassene Stimmung. Einer hat eine Idee: wir spielen Human Billiard. Da ich derartigen Veranstaltungen schon einige Male beigewohnt habe beschließe ich erstmal zuzusehen. Der erste ist immer der Idiot. Ich bleibe dann auch dabei. Eigentlich ist um 22:30 Musik aus die Regel, aber die Geckos müssen das heute aushalten. Als der Guide die Sache beenden will sperren sich einige mit Box und Bier in der Küche des Camps ein. Ich muss lachen. Ich spreche von 6 Jahren WG-Erfahrung aus meiner Studienzeit und bei den WG-Parties war die Stimmung in der Küche immer am Besten. Hier ist also nicht alles anders als zu Hause. Ich tanze ordentlich mit da ich seit langem nicht mehr so gut gefeiert hab und geh irgendwann als ich genug habe in meine Bambushütte. Draußen tobt die Party noch weiter bis der Akku der Bluetoothbox leer ist. Am nächsten Tag spaziere ich mit meinem ersten Kaffee über den Strand. Ich bin fast ganz allein, wen wunderts. :D Nur ein paar Spaßbremsen, die gestern um 21:30 ins Bett gingen waren schon sehr früh auf. Ein toller Sonnenaufgang. Peu à peu stehen alle auf - wahrscheinlich in umgekehrter Reihenfolge wie sie gestern in ihre Hütten krochen. Nach der Morgenroutine gehts wieder aufs Boot und rein in den letzten Tag der Bootstour. Wieder werden wir mit azurblauem Meer, Korallenriffen und weißen Stränden belohnt. Irgendwann läuft ein Besatzungmitglied, der Kleinste aus der Bootstoilette und strahlt glücklich über das ganze Gesicht. Ich versteh ihn, wer so früh am Morgen schon das Tagesgeschäft erledigt hat, der hat den ganzen Tag Zeit um Strand und Meer zu genießen. Diejenigen, die die Sitzplätze neben der Toilette erwischt haben scheinen weniger Verständnis zu haben. Auch sie verstehe ich. Auf den Fahrten zwischen den Inseln macht es mir Spaß die anderen Gäste zu beobachten. Was ist typisch für verschiedene Nationen, Altersgruppen, Gruppen- oder Alleinreisende, was nicht. Wer sucht Kontakt, wer will seine Ruhe haben? Welche Pärchen unterhalten sich stahlend, welche schauen gelangweilt in ihr Handy. Unterhält man sich über Probleme oder Ideen, Politik, Beruf oder Privatleben. Wie verhalten sich die Leute am Buffet. Man kann doch nirgends so viel über Menschen lernen wie an einem Buffet. Wer schon Mal ein Assessmentcenter durchlaufen hat weiß das. Gegen 17 Uhr laufen wir im Hafen von El Nido ein und beenden die 3-tägige Genußprozedur. Ich könnte gleich nochmal zurück nach Coron fahren, es war ein echt toller Bootstrip.
Schönes Strandleben auf Bohol
03. März 25. Ich bin nun in Panglao auf Bohol angekommen. Als ich mein Zimmer bezogen habe geh ich der üblichen Duschprozedur nach, diesmal ohne Aussitzen. Die Reise hierher war etwas umständlich. Mein vereinbarter Autotransport von El Nido nach Puerto Princesa hat mich vergessen. Kann hier schon Mal vorkommen. Der Besitzer meiner Unterkunft beweist sich als wahres Organisationstalent. Er telefoniert rum, rennt weg, kommt wieder, dann telefoniert er wieder, fährt wieder irgendo mit dem Roller hin. Dann kommt er zurück und meint er hätte mir einen Transport für heute Abend um 20 Uhr organisiert. Wahnsinn! Obwohl es sehr spät werden wird bin ich froh dass er das für mich hinbekommen hat. Um 19:45 holt mich jemand mit dem Roller ab. Ich habe am Rücken meinen Trekkingrucksack in der einen Hand meinen Daypack und mit der anderen halte ich ihm mein iPhone ins Gesicht. Der Typ aus der Unterkunft erklärt ihm wo er mich hinfahren soll aber er kennt den Weg nicht - also regelt das wieder OpenStreetMap. Dann werde ich in einen Van gesetzt. Nach einer Stunde warten - Planänderung. Wieder fährt mich ein Moped zu einem anderen Van. Dann gegen 21 Uhr gehts endlich los. Gegen 2 Uhr nachts komme ich endlich an in Puerto Princesa. Ich sehe dem verschlafenen Besitzer der Unterkunft seine Freude an, dass ich sein Gast bin. Nun gut ich bin nur kurz hier und am nächsten Tag geht es gegen 10 Uhr dann zum Flughafen und ich hebe ab Richtung Cebu. In Cebu angekommen bleibe ich nur 2 Nächte. Das war so geplant, die Stadt ist wie alle erzählt haben häßlich und schmutzig. Damit gehts bald mit der Speedfähre rüber nach Bohol. Die Ankunft hier lässt mein Herz höher schlagen. Ein richtig schöner und gechillter Ort. Ich mag es hier sofort. Eine tolle Unterkunft habe ich erwischt. Ich spaziere gegen Mittag erstmal durch den Ort und am Strand endlang, so wie ich das immer mache. Die nächsten Tage mache ich eigentlich nicht viel. Ich genieße das Strandleben und das gute Essen. Ich erkunde die Insel mit dem Motorrad. Schaue mir die Chocolate Hills an. Eine Hügelformation, die weltweit einzigartig ist. Die Chocolate Hills sind zur Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes vorgeschlagen. Ihr Name wurde ihnen gegeben weil sie in der Trockenperiode des Jahres an riesige Schokonüsse erinnern. Sehr beeindruckend.
06-Mar-25. Heute ist mein letzter Tag auf Bohol. Morgen werde ich mit der Fähre nach Siquijor übersetzen. Siquijor ist eine kleine Insel die Bohol vorgelagert ist. Nach einem Telefonat mit meiner Frau gestern steht mein nächstes Ziel fest. Es geht nach Kambotscha. Ich werde dort ca. 4 Wochen verbringen und mich dann mit ihr in Vietnam treffen. Also buche ich heute den Flug nach Phnom Phenh. Dann die Unterkunft in Siquijor. Ich werde von Siquijor mit der Fähre nach Cebu fahren und dann direkt von dort nach Kambotscha fliegen. Das spart den Umweg via Manila. Ich werde die kommenden Tage noch mit Strandleben ausklingen lassen und die Insel mit dem Motorrad erkunden, dann bin ich damit erstmal abgesättigt. Das hat gut getan aber jetzt bin ich wieder bereit in den Aktivmodus zu wechseln. Zudem stelle ich fest wie es meinem Rücken zunehmend besser geht. Schmerzen, Taubheitsgefühle, fast alles weg. Ab und zu spüre ich mal den Ischias aber das ist mir egal. Zu Hause 10-12h täglich an den Stuhl gefesselt würde ich ihn mehr spüren. Hier bin ich den ganzen Tag am wandern, erkunden, spazierengehen, schwimmen. Wenn ich das nicht mache liege ich am Strand, in der Hängematte oder im Bett. Sitzen tu ich nur wenn ich esse, also 2 mal am Tag. Oder wenn ich mal was am Laptop mache. Jeden morgen eine Runde Rumpfkrafttraining vor dem Früstück bringt mich energiegeladen in den Tag. Ich merke wie sich die fehlende Monotonie positiv auf Stimmung und Gesundheit auswirkt, der Mensch ist eben nicht fürs Sitzen gemacht. Wer hätts gedacht. Kann man so seinen Lebensunterhalt verdienen. Nein, natürlich nicht! Ich bin mir der temporären Situation bewusst. Ist es gesund. Klar! Nun, man muss sich auch mal Zeit für seine Gesundheit nehmen, sie ist Vorraussetzung für ein aktives und produktives Leben. Eine Kur der besonderen Art, die nicht die Krankenkasse sondern ich selbst bezahle. Aber das ist es wert.
Also verschwinde ich von hier zeitnah um einen anderen Ort dieser Erde zu erkunden. Zudem ist dieser Teil der Philippinen doch recht touristisch. Mit der Zeit nervt es etwas wenn man permanent Halskettchen, Massageangebote und Speisekarten vors Gesicht gehalten bekommt. Ich brauche wieder mehr Ursprünglichkeit, weniger Zivilisation, mehr Abgeschiedenheit. Kambotscha bietet dazu viele Möglichkeiten hab ich mir sagen lassen.