Wieder sind 2 Wochen vergangen und ich sitze hier im Hotel Gloria in Kampong Thom. Nachdem ich Kampot verlassen habe bin ich rüber auf die Insel Koh Rong Sanloem und anschließend nach Kep. Kampot war ok aber kein Spektakel. Trotzdem war die Stadt interessant. Wie ich lernen darf ist Kampot das Epizentrum des Pfeffers. Weltweit kommt der berühmteste und beste Pfeffer aus dieser Region. Da macht es Sinn einige Gerichte mit den Pfefferkörnern zu probieren. Ein völlig neues Geschmackserlebnis, unglaublich wie intensiv die Körner schmecken wenn man sie frisch ist.
Nun liegt Kampot hinter mir und ich setze mit einem Speedboat ca. 45min auf die Insel über. Die Ankunft ist etwas planlos. Die Crew fährt mehrmals verschiedene Piers an ohne zu fragen wer wo aussteigen will oder muss. Alle fragen dazwischen wo wir nun sind. Irgendwann hat man es geschafft alle Passagiere los zu werden und ich packe meine Rucksack und ziehe los. 45min Fußmarsch durch den Dschungel sind geplant, da ich eine Unterkunft auf der anderen Seite der Insel ausgesucht habe. Die Schwitzerei wird mit einer atemberaubenden Schönheit des Waldes hier belohnt. Ich genieße es hier zu laufen. Papageien fliegen über mir, die Grillen zirpen im Orchester. Nun erreiche ich das Camp am anderen Ende der Insel. Völlig durchgeschwitzt lege ich meine Sachen ab um bekomme zur Begrüßung erstmal ein Zitronenwasser. Ein toller Ort hier, ich weiß jetzt warum das Camp Robinson Camp heißt. Richtig schön verlassen in einer Bucht, die Richtung Sonnenuntergang ausgerichtet ist. Ich habe diesmal ein Zelt gebucht. Also nicht so eins, welches man sich auf den Rucksack schnallt sondern eines dieser großen Saharazelte. Eine schöne und mal andere Art zu nächtigen. Ich richte mich ein und laufe durch das Camp. Wirklich schön gemacht. Kleine Holzhütten wechseln sich mit Zelten ab. In der Mitte gibt es einen Gemeinschaftsort mit Restaurant und unten eine kleine Standbar. Man kann sich SUPs mieten. Handyempfang ist gleich null - genau das Richtige. Ich unterhalte mich mit dem Besitzer. Er ist Schweizer und hat das Camp vor 11 Jahren eröffnet. Er hat diesen Ort auf seiner Weltreise entdeckt, damals noch völlig unberührt. Seinen Traum, hier so ein Camp zu errichten hat er war gemacht. Dann schwimme ich erstmal eine Runde. Später treffen sich sämtliche Gäste an der Strandbar, die vom besten Freund des Besitzers gerade gemanagt wird. Er ist ein krasser Typ. Bart, tättowiert, gelernter Koch, dann Ausbildung zum Lebensmitteltechniker. Jetzt ist er Bierbrauer in der ältesten Brauerei der Schweiz in St. Gallen. In seiner Freizeit nimmt er an illegalen Bare Knuckle Straßenkämpfen (keine Handschuhe, keine Regeln) Teil. Zwei seiner Finger an der linken Hand sind kürzer als die anderen, vor einigen Jahren hat ihm die einer mit einer Machete weggehauen. Wir unterhalten uns über das Leben hier und zu Hause, Geschichten aus der Vergangenheit und Pläne für die Zukunft. Er war etwas verärgert. Einer seiner Lehrlinge in der Brauerei zu Hause hat versucht das Ventil eines vollen 50000l Biertanks zu öffnen um eine Sudprobe zu nehmen. Das hat er auch geschafft, da der Druck dann doch etwas groß war hat er es aber nicht mehr zubekommen und der komplette Sud hat sich in die ehrwürdigen Hallen der Brauerei ergossen. Nun ja, Shit happens. Aber er hat es locker gesehen, zumindest nachdem er einen sorgfältig in Papier gerollten Glimmstengel zu seinem Bier genossen hat.
Die kommenden Tage bin ich viel im Meer. Ich schwimme jeden Morgen vor dem Frühstück, erkunde die Insel mit dem SUP, wandere durch den Dschungel. In der Küche hier regiert eine Kambodschanerin, die erstklassig kocht. Sie ist Geschäftspartnerin des Schweizers, es macht Sinn sich hier mit Einheimischen zusammen zu tun wenns ums rechtliche geht. Obwohl der Inhaber beeindruckend fließend Kambodschanisch spricht. Ein wirklich schöner Ort um seine Gedanken schweifen zu lassen. Mein Sozialleben kommt hier wieder etwas in Schwung nachdem ich meine bisherige Zeit in Kambodscha alleine verbracht habe. Abends trifft sich immer eine gesellige Runde an der Bar des Camps: ein englisches Pärchen, eine Deutsche aus Frankfurt, ein Belgier, ein australisches Pärchen, ein Schwede aus Stockholm. Die Namen hab ich mittlerweile wieder vergessen.
Kep und Kampong Thom
Nach 4 Nächten gehts wieder zurück auf die andere Seite der Insel. Nach der Wanderschwitzkur springe ich dort ins Meer für einen kurzen Freshup und gehe dann an Bord um wieder aufs Festland zu kommen. Weiter geht es nun nach Kep. Östlich von Kampot gelegen am Meer, ich will hier eine Pfefferplantage besichtigen und den Nationalpark in der Nähe bewandern. Kep selbst ist eher still und na sagen wir langweilig. Also bleibe ich nur 2 Nächte und ziehe dann weiter nach Kampong Thom. Die Fahrt hierher erfordert etwas mehr Organisation, da der Ort nicht auf einer typischen Route liegt die vom Bussystem angefahren wird. Also fahre ich die letzten 50km per Anhalter auf einem Pickup hinten mit, was hier recht unkompliziert funktioniert. Ich steige wieder in einem recht luxuriösen Hotel ab für ca. 25€ die Nacht. Interessant, dass man hier in Kambodscha für fast kein Geld in unglaublich luxuriösen Hotels übernachten kann, dafür ist das Essen eher teuer oder sagen wir mal auf westeuropäischem Level. Die Esskultur scheint hier nicht so ausgeprägt zu sein. Man schiebt sich eher im Vorbeigehen mal schnell was Aufgewärmtes rein. Ein Tisch ist keine Selbstverständlichkeit, oft sitzt man nur auf einem Plastikstuhl und hat eine Schale im Schoß. Da die Esskultur in Asien ja eher einen hohen Stellenwert hat, hätte ich das anders eingeschätzt in Kambodscha. Keine Kritik, nur interessant. Ich miete mir für 2 Tage ein Motorrad und besichtige am nächsten Tag Sambor Prei Kuk, einen Tempelkomplex aus dem siebten Jahrhundert, der nach Angkor Wat der interessanteste hier ist. Sambor Prei Kuk bedeutet übersetzt "Tempel im Wald". Die Tempelstadt besteht aus ca. 100 Tempeln, welche beeindruckend genau aus handbehauenen Sandsteinziegeln erbaut wurden, die meisten von ihnen in einem oktagonalem Format - in der Khmer Kultur einzigartig wie ich mir sagen lassen habe. Manche Gebäude sind komplett von Baumwurzeln umwachsen was unglaublich beeindruckend ist. Der Held der Gebete an diesem Ort ist Shiva was den indischen Einfluss auf diese Kultur wiederspiegelt. Viele früheren Könige, die im siebten bis fünfzehnten Jahrhundert hier herrschten sahen sich selbst als Gottkönige und sahen Shiva als ihren Schutzgott an. Beim Besichtigen beobachte ich einige Archeologiestudenten, wie sich mit kleinen Pinseln und Minimaurerkellen feine Gesteinsformationen freilegen. Ich freue mich, dass ich Biologie studiert habe.
Abends setze ich mich in ein kleines Restaurant am Fluss Stung Sen. Ich beobachte ein paar Fischer, wie sie im Fluss stehen und ihre Netze auswerfen. Immer wieder ziehen sie einige Fische aus dem Fluss. Da hier im Restaurant niemand Englisch spricht wähle ich nach Bildern auf der Speisekarte und vertraue auf mein Glück. Kommuniziert wird wieder über ChatGTP oder Google Translator, das funktioniert sonderlich gut. Ich sage nur übersetze auf Khmer: ... und schon steht die Kommunikation. Die Bedienung antwortet mit ihrer eigenen App, die aber oft lustige Kommentare liefert und wir müssen beide lachen.
Nun ist es Zeit weiter zu ziehen und ich breche morgen auf nach Siem Reap. Ich bin sehr gespannt den berühmtesten und größten Tempelkomplex der Welt, Angkor Wat, anzusehen. Mal sehen was mich erwartet
Siem Reap und Angkor
Ich bin in Siem Reap angekommen. Wieder nächtige ich für umgerechnet 15€ in einem recht luxuriösen Hotel. Spa-Bereich, Dachterasse mit Pool. Nicht schlecht. Nachdem ich mich eingerichtet habe erkunde ich am folgenden Tag die Stadt. Laufe den Fluß entlang, der die Stadt teilt. Ein netter Ort aber durch die Nähe zur Tempelanlage Angkor natürlich sehr touristisch orientiert. Ich überlege mich tättowieren zu lassen. Auf den linken Oberarm: "No Tuktuk", auf den Rechten Oberarm: "No Massage". Aber ich lasse es dann doch bleiben. Ich miete mir für die kommenden 2 Tage eine Royal Enfield Classic, ein richtig schönes Retro-Bike, mit dem ich morgen die Tempelstadt erkunden werde. Das hat etwas den Flair von Indiana Jones. Ich muss mich etwas mit der ausgeleierten Schaltung anfreunden aber nach 20 min hab ich das Ding im Griff. Den Abend verbringe ich am Pool auf der Dachterasse und lese ein wenig über die Tempelanlage, damit ich morgen nicht nur planlos Steinhaufen betrachte. Ich gehe früh zu Bett, denn 4 Uhr ist aufstehen angesagt. Um 5 Uhr ist Einlass und der Sonnenaufgang über den Tempeldächern gehört zum Standardprogramm für Angkor-Besucher.
Am nächten Morgen starte ich dann gegen 04:30 los. Ich fahre vorsichtig, mit dem Motorrad bei Nacht in Shorts und T-Shirt mit einem fragwürdigen Helm. Ich habe keine Lust mich so auf die Straße zu legen. Kurz vor 5 Uhr gewährt man mir Einlass und ich marschiere den langen Steinteppich entlang zum Hauptkomplex Angkor Wat. Dort angekommen suche ich mir einen geeigneten Platz um dem Sunrise-Spektakel beizuwohnen. Ich erinnere mich an Machu Picchu vor 15 Jahren. Ähnlich touristisch aber trotzdem Sehenswert. Auch hier beeindruckt der Sonnenaufgang ordentlich. Ein mystischer Ort. Angkor Wat wurde zwischen 1113 und 1150 n. Chr. errichtet und war ursprünglich ein hinduistischer Tempel des Khmer-Reiches. König Suryavarman II. ließ ihn als sein Mausoleum bauen, weshalb der Tempel auch nach Westen ausgerichtet ist – eine unübliche Ausrichtung, da westlich die Totenwelt in der hinduistischen Kosmologie liegt. Der Tempel wurde als gigantische Darstellung des hinduistischen Universums konzipiert. Die fünf Türme symbolisieren die Gipfel des heiligen Berges Meru, der in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie als Zentrum des Universums gilt. Die umliegenden Wassergräben stehen für die Weltmeere. Seit 1992 gehört Angkor Wat zum UNESCO-Weltkulturerbe, und heute ist es eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Welt. Sein Bild ist sogar auf der Nationalflagge des Landes zu sehen. Angkor Wat ist zwar der bekannteste Tempel, aber nur ein Teil des viel größeren Angkor-Gebiets, das einst die Hauptstadt des Khmer-Reiches war.
Am späten Nachmittag beende ich die Kultur-Session, außerdem wird mir die Lauferei in der Mittagssonne irgendwann zu viel. Ein guter Grund meine fehlende Begeisterung für Kunstgeschichte zu entschuldigen. Trotzdem ist die Anlage absolut beeindruckend und sehenswert. Ich kann das jedem empfehlen, der sich mal nach Kambodscha verirrt.
Am nächsten Tag nutze ich das Motorrad und fahren zum nahe gelegenen Tonle Sap. Dort besichtige ich die schwimmenden Stelzen-Dörfer. Der See wird als einer der fischreichsten Seen auf der ganzen Welt genannt. Er steigt ausgehend von seinem Volumen von 2500km² in der Trockenzeit auf ca. 16000km² in der Regenzeit an, gespeist durch die Flüsse, die in ihn hineinfließen. Ich genieße es den ganzen Tag mit dem Motorrad um den See zu fahren. So habe ich die Möglichkeit mal etwas Abseits der Standardrouten einen Einblick in das echte Kambodscha zu bekommen. Ich kann die Menschen hier in ihrem täglichen Leben beobachten oder dass mir jemand hinterherläuft und was anbieten will. Das gefällt mir. Die Leute grüßen einfach freundlich, Kinder winken mir zu, ich winke zurück. Es macht Spaß hier durch die Landschaft zu fahren. Der Wind weht mir ins Gesicht, ich bin staubig und zufrieden. Am späten Nachmittag fahre ich zurück nach Siem Reap zurück, gebe das Motorrad ab und lasse den Tag am Pool ausklingen. Ein interessanter Ort hier. Morgen geht es weiter nach Mondulkiri. Die Provinz liegt im Osten des Landes und zeichnet sich durch eine eher bergige und unberühte Landschaft was eine schöne Abwechslung sein wird zu den bisherigen Orten. Ich plane im Dschungel zu wandern und hoffe darauf Elefanten zu sehn. Ich bin gespannt was mich erwarten wird...